Hallo und Danke. Danke für deine Zeit das hier zu lesen.
Heute möchte ich ein wenig über das Thema Bedürfnisse und Erwartungen schreiben und mal wieder mit meiner ganz persönlichen Sicht auf das Thema.
Wie auch in meinem Beitrag über Vertrauen, geht es auch hier wieder um Beziehungen, insbesondere der partnerschaftlichen Art.
Ich als Mensch habe so meine Bedürfnisse, die ich gerne gestillt haben will, teils sogar muss (Hunger zum Beispiel) – soweit völlig normal.
Ich möchte beispielsweise auch nicht alleine sein, sondern mich einer Gruppe anschließen. Einigen Büchern zufolge ist das evolutionär gesehen gar nicht anders machbar, denn als Höhlenmensch war man schlichtweg aufgeschmissen ohne Gruppe. Die Jagd alleine war zu gefährlich und auch beim Sammeln konnte man draufgehen. Zugegeben – heute ist das Risiko nicht mehr ganz so groß. Jagen und Sammeln findet heute mehr im Supermarkt statt, aber wenn wir mal den Säbelzahntiger durch den nächsten schlafenden Autofahrer ersetzen, gibt es noch immer ein Risiko von der Jagd nicht nach Hause kommen zu können.
Wikipedia zufolge gibt es verschiedene Bedürfnisse, die sich in verschiedene Kategorien einteilen lassen:
- Existenzbedürfnisse: ausreichend Nahrung und Wasser, Luft, Kleidung, Wohnraum, Arbeit und medizinische Versorgung.
- Grundbedürfnisse: saubere Luft, sauberes Wasser und Nahrung. Schlaf, Unterkunft, Kleidung, Krankenversorgung, Geborgenheit und Partnerschaft.
- Kulturbedürfnisse beschreiben den Wunsch nach Kultur, beispielsweise Ästhetik, kreativem Ausdruck und Bildung.
- Luxusbedürfnisse umfassen die Bedürfnisse nach luxuriösen Gütern und Dienstleistungen (Schmuck, Auto usw.), auch wenn sie an anderen Stellen Not, Leid und Umweltfrevel fördern.
Das Bedürfnis nach Partnerschaft, liegt also schon auf gleicher Ebene mit sauberer Luft, Schlaf, Kleidung und Co.
Bedürfnisse und Erwartungen in der (Paar-)Beziehung
Wenn ich so darüber nachdenke, kann ich von einem Partner schon echt viel „erwarten“ um meine Bedürfnisse zu Befriedigen. Ich möchte mich behütet fühlen, meinem Partner vertrauen können. Ich möchte dass er für mich da ist, wenn es mir schlecht geht aber auch mit ihm Lachen und Weinen können. Natürlich ist es auch klasse, wenn wir gemeinsam Essen und effizienterweise nicht immer zwei Gerichte kochen müssen. Denk mal bitte darüber nach, was Du so alles an Bedürfnissen in Deiner Beziehung siehst.
Ein kleiner Exkurs zum Thema Erwartungen. Wenn ich erwarte, dass etwas geschieht, was dann aber nicht passiert, dann bin ich meistens ent-täuscht. Mir wird also eine Täuschung bewusst, was ja schon mal nichts schlechtes ist, obwohl mancher eine „Enttäuschung“ als recht negativ ansieht.
Wenn ich nun also von meinem Partner erwarte, dass er meine Bedürfnisse erfüllt / befriedigt und das dann nicht so passiert, dann bin ich enttäuscht. Das „Problem“ liegt dabei aber nicht bei meinem Partner, sondern eigentlich bei mir, denn ich habe ja die Erwartung erst aufgebaut und der Sache somit erst einen Wert verliehen.
Kommen wir zurück zur Liste an Bedürfnissen.
Kuscheln, Intimität, Sex, Vertrauen, gemeinsame Zeit, Verantwortung annehmen aber auch abgeben, Geschenke, Blumen, Massagen, zuhören und vieles vieles mehr. All das am liebsten auch noch dann, wenn ich das möchte bzw. brauche.
Jetzt mal ganz ehrlich – ist das immer fair? Bzw. muss das immer fair sein?
Es kann dabei schon recht schnell viel werden oder gar zur Last werden, wenn ich mich dafür verantwortlich fühle, die Bedürfnisse meines Partners ganz alleine zu verantworten habe.
In mir kommt da nun auch die Frage auf, wenn es denn richtig sein sollte, dass ich für die Bedürfnisse meines Partners verantwortlich sein soll und eine Beziehung sich daraus definiert – bin ich dann nicht eigentlich nur ein Erfüllungsgehilfe? Verstärkt eine solche Einstellung gar die Notwendigkeit der Selbstaufgabe? Wenn das mein Daseinszweck in der Beziehung ist, was passiert wenn ich mich nicht mehr an die Bedürfnisse meines Partners anpassen kann oder eventuell auch will? Bin ich dann ersetzbar? Wirkt dezent bedrückend auf mich.
Wo, um Himmelswillen, ist in diesem Konstrukt noch die freie Entscheidung für den anderen Menschen? Einfach nur weil er da ist und sich auch ebenso freiwillig für mich entschieden hat?
Was wäre wenn:
- Ich von meinem Partner erwählt worden bin, weil ich eben ich bin und nicht weil ich X oder Y gut kann?
- Ich mich wieder auf den anderen Menschen konzentriere und eben nicht darauf, wie gut oder schlecht dieser meine Bedürfnisse erfüllt?
- Wenn ich mich ebenso darauf verlassen kann dass das andersherum ebenso gehandhabt wird?
Fazit
Sich allein darauf zu konzentrieren, dass der Partner einem die Bedürfnisse erfüllt und dies vielleicht sogar erwartet, birgt immer das Risiko ent-täuscht zu werden. Gleichermaßen wird in meiner Vorstellung die Beziehung auf ein gegenseitiges Geben- und Nehmen reduziert. Ich kann mir gut vorstellen, dass dieses Muster, wenn es über Jahre praktiziert wird, große Herausforderungen mit sich bringt, weil die ganze Beziehung und vor allem der Mensch dahinter auf Erwartungen und Bedürfniserfüllung reduziert wird.
Springe ich bewusst aus diesem Muster und erkenne die Enttäuschungen auf Grund meiner eigenen Erwartungshaltung, kann ich auch die Verantwortung für mich selbst übernehmen (Stichwort „Eigenverantwortung“). Ich bin in der Lage mich vom Zwang die Bedürfnisse des Partners erfüllen zu müssen zu befreien und kann meinen Lieblingsmensch wieder als diesen Wahrnehmen und eben nicht nur als meinen persönlichen Erfüllungsgehilfen.